Die Idee

‚Bücher bauen Brücken’ – Qualitätsvolle zeitgenössische Literatur trifft interessiertes Publikum. Unsere Veranstaltungsreihe geht ab Mai 2023 in die zweite Runde! Nach einem interessanten, bunten und vielseitigen Jahr 2022 freuen wir uns auf ein tolles Programm für die kommende Saison.

Auch in diesem Jahr laden wir eine Reihe lesenswerter deutschsprachiger Autorinnen und Autoren zu den Lesungsabenden von ‚Bücher bauen Brücken’ ein, um die Literatur aus den Buchseiten zu heben und mittels deren Stimmen das geschriebene Wort lebendig werden zu lassen – im Lungau, für Leserinnen und Zuhörer. Über Geschichten wollen wir Begegnungen schaffen, Gelesenes möchten wir ins Gespräch bringen, Autorinnen und Autoren treffen und uns mit ihnen austauschen. Mithilfe der zweijährigen LEADER-Förderung kann es gelingen, Literatur zu einem fixen Bestandteil des Lungauer Kulturangebotes zu machen und die Lungauer Bevölkerung weiterhin für zeitgenössische AutorInnen und Erzählungen aus dem deutschsprachigen Raum zu begeistern.

Wer ist mit dabei? Die Buchhändlerinnen Roswitha Jeßner und Elisabeth Mandl lesen sich durch spannende Neuerscheinungen und finden gemeinsam mit uns Namen wie Titel, die wir zu einem interessanten Programm vereinen. Die Leiterin der Öffentlichen Bibliothek Tamsweg Petra Pennauer wird auch heuer vorbereitende Gesprächsrunden zu den einzelnen Lesungen abhalten und Werke zur Diskussion bringen, bevor Autorin und Autor uns schließlich persönlich beehren. Schauspieldirektor Hans Mrak ist die Stimme des Theaters und inspiriert uns immer wieder mit neuen Blickwinkeln auf die Literatur.

Der passende Rahmen für unsere Veranstaltungen ist einmal mehr das altehrwürdige Schloss Kuenburg. Hier treffen sich das geschriebene Wort, die lesende Autorenstimme, das gespannte Publikum und der stimmungsvolle Saal. Die Möglichkeit, unsere literarischen Gäste wie unser Publikum in so einem wunderschönen Raum wie dem Veranstaltungssaal im Schloss Kuenburg begrüßen zu dürfen, bieten uns die Marktgemeinde Tamsweg und Bürgermeister Georg Gappmayer.

Bücher werden auch heuer wieder Brücken bauen, zwischen Jung und Alt, zwischen Leserin und Autor, zwischen Theater und Text, zwischen Still und Laut. Und wir als Brückenbauer wollen einmal mehr: die Freude am Lesen wecken.

Wolfgang Pfeifenberger & Eva Adelbrecht

Das Programm

‚Bücher bauen Brücken’ eröffnet seine Lesungsreihe 2023 im Mai mit Monika Helfer, Schubart-Literaturpreisträgerin 2021, setzt im Juni fort mit Karl-Markus Gauß, Leipziger Buchpreis für Europäische Verständigung 2022, und im Juli mit Birgit Birnbacher, Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin 2019. Im Herbst begrüßen wir im September Schauspieler Markus Meyer zu unserer diesjährigen Schauspielerlesung, im Oktober Michael Ostrowski in Begleitung von Gitarristen Gerald Votava, und im November schließen wir unsere Saison mit Marcus Fischer, Preisträger des Rauriser Literaturpreises im Jahr 2023.

Die Termine

12. Mai
19.30 Uhr
Monika Helfer
Löwenherz
Vorbereitungsabend
in der Bibliothek Tamsweg:
5. Mai, 19.30 Uhr

Nach Die Bagage und Vati der neue Roman von Monika Helfer um eine Familie aus Vorarlberg:

In Löwenherz erinnert sich Monika Helfer an ihren Bruder Richard. Seit dem Tod der Mutter wachsen sie und ihre Schwestern getrennt vom kleinen Bruder auf. Sie sehen sich selten, verlieren die Verbindung. Es ist die Zeit des Deutschen Herbstes. Richard ist da bereits ein junger Mann, von Beruf Schriftsetzer. Er ist ein Sonderling, das Leben scheint ihm wenig wichtig. Verantwortung übernimmt er nur, wenn sie ihm angetragen wird. So auch, als ihm auf merkwürdige Weise eine verflossene Liebe ein Kind überlässt, von dem er nur den Spitznamen kennt. Die unfreiwillige Vaterrolle gibt ihm neuen Halt, zumindest für eine Zeit. Ein inniges Portrait, eine Geschichte über Fürsorge, Schuldgefühle und Familienbande.

Monika Helfer, geboren 1947 in Au/Bregenzerwald, lebt als Schriftstellerin mit ihrer Familie in Vorarlberg. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher veröffentlicht. Für ihre Arbeiten wurde sie unter anderem mit dem Robert-Musil-Stipendium, dem Österreichischen Würdigungspreis für Literatur und dem Solothurner Literaturpreis ausgezeichnet. Mit ihrem Roman Schau mich an, wenn ich mit dir rede (2017) war sie für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für Die Bagage (Roman, 2020) erhielt sie den Schubart-Literaturpreis 2021 der Stadt Aalen. Zuletzt erschien von ihr bei Hanser der Roman Vati (2021), mit dem sie erneut für den Deutschen Buchpreis nominiert war.

Das war Monika Helfer

16. Juni
19.30 Uhr
Karl-Markus Gauss
Die Jahreszeiten der Ewigkeit &
Die unaufhörliche Wanderung
Vorbereitungsabend
in der Bibliothek Tamsweg:
9. Juni, 19.30 Uhr

Die Jahre von seinem 60. zu seinem 65. Geburtstag bilden den Rahmen des neuen Journals Die Jahreszeiten der Ewigkeit von Karl-Markus Gauß. Doch verführt er uns, ihm weit zurück in die Geschichte zu folgen und mit ihm den Blick auf die Verwalter der Zukunft zu werfen. Von der Weltbühne zur Ortsbesichtigung ist es für Gauß meist nur ein Absatz: Helmut Schmidts Begräbnis spannt er zusammen mit Henry Kissingers Rolle in Vietnam, die Kriegsversehrten, denen er einst auf dem Schulweg begegnete, mit der Flüchtlingskrise von 2015, den Tod eines Freundes mit den digitalen Ingenieuren der Unsterblichkeit. Der vielgerühmte Gauß-Sound: sanft und präzise, abschweifend und von aphoristischer Schärfe. Und immer elegant.

Elegant auch, welche Inhalte Karl-Markus Gauß in Die unaufhörliche Wanderung wählt und wie er darüber schreibt: Ob er den Reichtum der europäischen Sprachen preist oder die sensationshungrigen Gaffer von heute mit den Besuchern der Gladiatorenkämpfe von einst kurzschließt, immer folgen wir den Spuren eines feinfühligen Flaneurs, der aus Einzelheiten ein welthaltiges Ganzes formt. In diesem Buch besticht der Autor als eigensinniger Aufklärer, als Meister vieler Genres und eleganter Stilist.

Karl-Markus Gauß wurde 1954 in Salzburg geboren, wo er heute als Autor lebt. Seine Bücher wurden in viele Sprachen übersetzt und oftmals ausgezeichnet, darunter mit dem Prix Charles Veillon, dem Österreichischen Kunstpreis für Literatur, dem Johann-Heinrich-Merck-Preis, dem Jean-Améry-Preis und dem Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.

Das war Markus Gauss

14. Juli
19.30 Uhr
Birgit Birnbacher
Wovon wir leben
Vorbereitungsabend
in der Bibliothek Tamsweg:
7. Juli, 19.30 Uhr

Ein literarischer Roman über die brennenden Themen der Gegenwart von der Ingeborg-Bachmann-Preisträgerin aus dem Jahr 2019.

Birgit Birnbacher, der Meisterin der „unpathetischen Empathie“ (Judith von Sternburg, Frankfurter Rundschau), gelingt es in Wovon wir leben, die Frage, wie und wovon wir leben wollen, in einer packenden und poetischen Sprache zu stellen. Ein einziger Fehler katapultiert Julia aus ihrem Job als Krankenschwester zurück in ihr altes Leben im Dorf. Dort scheint alles noch schlimmer: Die Fabrik, in der das halbe Dorf gearbeitet hat, existiert nicht mehr.

Der Vater ist in einem bedenklichen Zustand, die Mutter hat ihn und den kranken Bruder nach Jahren des Aufopferns zurückgelassen und einen Neuanfang gewagt. Als Julia Oskar kennenlernt, der sich im Dorf von einem Herzinfarkt erholt, ist sie zunächst neidisch. Oskar hat eine Art Grundeinkommen für ein Jahr gewonnen und schmiedet Pläne. Doch was darf sich Julia für ihre Zukunft denken?

Birgit Birnbacher, geboren 1985, lebt als Schriftstellerin in Salzburg. Ihr Debütroman Wir ohne Wal (2016) wurde mit dem Literaturpreis der Jürgen Ponto Stiftung ausgezeichnet, darüber hinaus erhielt sie zahlreiche Förderpreise. 2020 erschien bei Zsolnay der Roman Ich an meiner Seite.

Foto-Rückblick: Birgit Birnbacher

22. September
19.30 Uhr
Markus Meyer
liest aus
Tania Blixen
Babettes Fest
Vorbereitungsabend
in der Bibliothek Tamsweg:
15. September, 19.30 Uhr

Das Stück
Die Französin Babette hat es ins nordnorwegische Dörfchen Berlevaag verschlagen, wo sie ihren Dienst im Haushalt der Pfarrerstöchter Philippa und Martine tut und tagaus, tagein Brotsuppe und Stockfisch zubereitet. Denn ihre Herrinnen ahnen nicht, welches Talent in ihr schlummert: Menschen mit ihren Kochkünsten glücklich zu machen. Bis Babette eines Tages in der Lotterie gewinnt und die Gemeinde zu einem echt französischen Festmahl lädt. Endlich kann sie beweisen, dass Gaumenfreuden Wunder wirken – und dies selbst bei überzeugten Asketen und Kostverächtern. Eine literarische Feier der Genussfreude, der Gastfreundschaft und der Generosität wahren Künstlertums: Ein exquisiter, zeitloser Leckerbissen der Weltliteratur um eine bezaubernde Köchin …

Die Autorin: Tania Blixen
Die weltberühmte Autorin des bewegenden Erinnerungsbuches Jenseits von Afrika, unsterblich gemacht durch den Hollywoodfilm, in dem sie von Meryl Streep verkörpert wurde: Am 17. April 1885 kam sie als Karen Dinesen in der Nähe von Kopenhagen zur Welt. Sie studierte Malerei in Kopenhagen, Paris und Rom, bevor sie 1913 der bürgerlichen Enge ihrer Heimat entfloh. Sie heiratete ihren schwedischen Halbvetter Baron Bror Blixen-Finecke und ging mit ihm nach Afrika. 1931 kehrte Karen Blixen zu ihrer Mutter nach Dänemark zurück. Die Freiheit, die sie mit der Heimkehr in der Wirklichkeit aufgab, sollten im Rahmen der künstlerischen Fiktion die englische Sprache und die Pseudonyme ersetzen: Auf Englisch begann sie zu schreiben, und als Autorin nannte sie sich in den USA und in England Isak Dinesen, in Deutschland Tania Blixen.

Nach ihren großen Erfolgen vor allem mit Jenseits von Afrika und Babettes Fest (1952) – die dänische Verfilmung dieser Erzählung gewann 1988 den Oscar als bester fremdsprachiger Film – wurde Karen Blixen jahrelang für den Nobelpreis gehandelt. In den 1950er-Jahren galt sie immer wieder als sichere Kandidatin. Es kam jedoch nie dazu: Blixen starb 1962 ohne den Nobelpreis.

Der Schauspieler: Markus Meyer Markus Meyer wurde 1971 in Cloppenburg geboren. Nach erfolgreichem Diplom im Studiengang Biochemie an der Technischen Universität Hannover entschloss er sich, Schauspiel an der Berliner Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch zu studieren. Gleich nach seinem Abschluss im Jahr 2000 wurde er Mitglied des Berliner Ensembles, wo er u. a. mit Claus Peymann und George Tabori zusammenarbeitete. Seit seinem Debüt am Burgtheater als Brick in Die Katze auf dem heißen Blechdach 2004 ist Markus Meyer Ensemblemitglied des Hauses. In Wien etablierte er sich schnell mit unterschiedlichen Charakterrollen in modernen wie in klassischen Stücken. Über die Schauspielerei hinaus ist Meyer auch Turniertänzer in den Sparten Standard und Latein sowie ein versierter Chanson-Sänger. Neben seiner Tätigkeit im Bereich Hörfunk und Hörspiel ist Markus Meyer ebenfalls in diversen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen.

20. Oktober
19.30 Uhr
Michael Ostrowski
Der Onkel
Vorbereitungsabend
in der Bibliothek Tamsweg:
13. Oktober, 19.30 Uhr

Mike Bittini ist ein Spieler und Streuner, er war es schon immer. Nach siebzehn Jahren on the road kehrt er in seinem alten Ford Escort und den weißen Lederboots zurück nach Wien. Sein Bruder, der erfolgreiche Immobilienanwalt, ist ins Koma gefallen. Nun schleicht sich Mike in Sandros Villa wie der Habicht in den Hühnerstall.

Sandros Frau Gloria ist alles andere als erfreut, Mike wiederzusehen. Sie kennt ihn nur zu gut. Mike ist ein Katalysator verdrängter Leidenschaften, er sprengt alles in die Luft, was er berührt. Doch Chaos heißt manchmal Befreiung. Vor allem, wenn die Verhältnisse gar nicht so wohlgeordnet sind, wie sie scheinen.

Und Gloria wird in die Zeit zurückgeworfen, als sie sich für Sandro entschied, gegen Mike. War das damals der größte Fehler ihres Lebens? Oder steht ihr der gerade erst bevor?

Michael Ostrowski wurde 1973 in Leoben als Michael Stockinger geboren. Er studierte Englisch und Französisch in Graz, Oxford und New York und wurde dann Schauspieler, am Theater, im Fernsehen und im Kino. Daneben betätigt sich Ostrowski regelmäßig als Moderator und führt Regie. Der Onkel ist sein erster Roman. Im Mai 2022 kam diese Erzählung auch als Spielfilm unter dem Titel Der Onkel – The Hawk ins Kino.

Freund und Schauspielerkollege Gerald Votava begleitet Michael Ostrowskis Lesung mit seinen Gitarrenklängen.

17. November
19.30 Uhr
Marcus Fischer
Die Rotte
Vorbereitungsabend
in der Bibliothek Tamsweg:
10. November, 19.30 Uhr

Psychogramm eines Dorfes Elfi Reisinger, eine junge Bäuerin, lebt Anfang der 1970er-Jahre mit ihren Eltern auf einem kleinen Hof in der Rotte Ferchkogel, einer abgelegenen Siedlung im Voralpenland. Ihr Vater verschwindet eines Nachts, die Gendarmerie geht von Selbstmord aus. Durch den Tod des Bauern verschiebt sich das Gefüge in der Rotte. Die anderen im Dorf trauen den beiden Frauen nicht zu, den ärmlichen Hof weiterzuführen. Der Nachbar will den Grund für einen Spottpreis kaufen und setzt die Frauen immer mehr unter Druck. Als mit Elfis Hochzeit endlich wieder ein Mann an den Hof kommt, spitzt sich die Lage weiter zu und Elfi muss einen Weg finden, um sich aus diesem Machtgefüge zu befreien.

Es ist der unvergleichliche Sound von Marcus Fischer, der die Abgründe eines Provinzdorfes in seiner beiläufigen Brutalität zutage bringt. Die Erzählstimme in Die Rotte ist mal einfühlsam, fast liebevoll, dann wieder spitzzüngig, immer dicht an ihren Figuren: fesselnd und berührend.

Marcus Fischer, 1965 in Wien geboren, lebt als selbständiger Texter und Autor in Wien. Er studierte Germanistik in Berlin und arbeitete einige Jahre als Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, außerdem als Texter in Berlin und Wien. 2015 gewann er mit Wild-Campen den FM4-Kurzgeschichtenwettbewerb. Die Rotte wird 2023 mit dem Rauriser Literaturpreis ausgezeichnet.

Die Kooperation

‚Bücher bauen Brücken’ veranstaltet Lesungen, will aber auch Brücken in die Welt der Bibliotheken und in jene des Theaters schlagen.

Petra Pennauer hat in unserer ersten Veranstaltungssaison gezeigt, wie bereichernd und spannend es sein kann, in die Welt einer Autorin, eines Autors abzutauchen, bevor sie oder er dann selbst lesend zu uns kommt. In den Räumlichkeiten der Öffentlichen Bibliothek Tamsweg werden auch dieses Jahr Vorbereitungsabende stattfinden, in denen Petra Pennauer ihr lesebegeistertes Publikum im schönen literarischen Ambiente der Bücherei mit Hintergrundwissen und Zusatzinformationen versorgt und so die Vorfreude auf die Lesung zum Wachsen bringt.

Hierbei werden wir uns nicht nur dem Werk selbst widmen, sondern auch seinen geopolitischen und soziokulturellen Aspekten. Außerdem wollen wir uns mit dem Leben und der Persönlichkeit der AutorInnen beschäftigen.

Hans Mrak als Schauspieldirektor des Stadttheaters Klagenfurt lebt und arbeitet in der Welt des Theaters. Er baut die Brücke zu den Schauspielerinnen und Schauspielern, die im Schloss Kuenburg für uns literarische Texte vortragen. Warum Menschen der Bühnenwelt lesen lassen? Der Text ist das eine, der Vortrag das andere: Über die geschulte Stimme einer Schauspielerin, über studierte Mimik und Gestik eines Schauspielers kann ein Text noch einmal ganz anders dem Publikum nähergebracht werden. Dieses Experiment haben wir vergangenes Jahr gewagt und diese Verkreuzung von Literatur und Theater wurde von unserem Publikum mit Begeisterung aufgenommen.

Also: Neuauflage in der Saison 2023!